Bemerkenswerte Unternehmer schwimmen gegen den Strom

Der erfolgreiche schweizerisch-norwegische Immobilienunternehmer Hans R. Holdener hat viele Umwege gemacht, bevor er mit seiner Helvetica Gruppe in die Top Liga des schweizerischen Finanz- und Immobilienmarktes aufsteigen konnte. Heute zählt Helvetica zu den bedeutendsten Marktteilnehmern der Schweiz. Angefangen hat alles mit einem CILO Velo. Doch was hat ein 40-jähriges Rennvelo mit Firmenwerten und Unternehmertun zu tun?

Interview: Fredy Gilgen

Hans R. Holdener, sind Sie ein guter Anführer? 
Das müssen Sie mein Team fragen. Ich bin sicher kein einfacher Typ, weil ich immer sehr direkt und ehrlich bin. Auf jeden Fall bin ich jemand, der mit dem Kopf analysiert und häufig mit dem Bauch entscheidet. Diese Kombination, gepaart mit unternehmerischem Denken und Handeln, versuche ich jeden Tag vorzuleben. 

 

Manchmal ging die Reise bergab, manchmal hatte ich Gegenwind, aber ich hatte den Lenker immer fest in den Händen und wusste, wohin ich will.
Hans. R. Holdener, Gründer von Helvetica

Wie sind Sie denn zum Unternehmer geworden? 
Ich denke, es war eine Mischung aus Zufällen, Glück und Passion. Aber ein Leben als Unternehmer zu führen ist kein Job, sondern eine Haltung. Die kann man lernen, oder man bekommt sie vorgelebt, und gibt sie von Generation zu Generation weiter. Und gewisse Menschen mögen sich als Unternehmer auch besser eignen als andere. 

Was war Ihr Weg? 
Ich komme aus einer Unternehmerfamilie. Mein Vater war wie mein Grossvater in der Restaurantbranche tätig. Dort habe ich als junger Bursche überall mitgearbeitet, konnte meinem Vater über die Schulter schauen, aber vor allem habe ich abgewaschen und viel gelernt. Es war eine grossartige Zeit, die mir eine gute Basis vermittelte. 

Sie haben also vom Vater gelernt? 
Ja, aber mein Vater hat mir insbesondere eine gute Arbeitsmoral beigebracht und viel Drive geschenkt. In vielen Sachen war mein Vater ein grosses Vorbild für mich. Er lehrte mich, dass nichts von nichts kommt und man immer zu seinem Wort stehen muss. 

Und was bedeutet Unternehmertum für Sie? 
Vor allem hart arbeiten, mit viel Unsicherheit leben und Verantwortung übernehmen. Nicht nur Verantwortung für mich selbst, sondern auch für meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und für unsere Kunden. Man wird definitiv nicht Unternehmer, weil man eine ausgeglichene Work-Life Balance sucht. Es muss wie gesagt mehr als ein Job sein, es muss eine Berufung, eine Passion sein. 

Kann man sich zum Unternehmer träumen? 
Wenn Sie mit träumen Visionen haben meinen, dann muss man als Unternehmer ein Träumer sein. Walt Disney hatte schon gesagt: «If you can dream it, you can do it». Man muss als Unternehmer etwas bewegen, etwas verändern und erreichen wollen. Aber es gibt auch viele Unternehmer, die per Zufall ins kalte Wasser geworfen wurden, andere werden in eine Unternehmerdynastie geboren und haben oft keine Wahl. 

Ist es schön, Unternehmer zu sein?
Es hat wie alles im Leben verschiedene Seiten, aber man sollte sich früh an schlaflose Nächte gewöhnen. Vor allem die ersten Jahre können verdammt hart sein, aber ich würde trotzdem nicht tauschen wollen. Unternehmer zu sein, ist ein Lebensstil, und für mich ist es perfekt so, wie es ist. (lacht) 

Wie wichtig ist der Erfolg für Sie? 
Natürlich ist Erfolg ein wichtiger Faktor. Erfolg sichert Arbeitsplätze und entschädigt für unzählige Stunden Arbeit. Aber Erfolg darf nie der Grund sein, Unternehmer werden zu wollen, Erfolg ist immer nur das Resultat. Aber zum Erfolg gehören auch Krisen und Herausforderungen, auch deren Bewältigung gehört zum Job eines Unternehmers. 

Krise ist ein gutes Stichwort, wie schätzen Sie als Unternehmer die aktuelle Krise ein?
Die Gegenfrage wäre: welche Krise meinen Sie und gibt es hier in der Schweiz überhaupt eine Krise? Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Medien uns in eine Krise schreiben, aber diese «Krise» ist bis jetzt im Vergleich zu anderen schwierigen Zeiten, die ich erlebt habe, sicher keine oder noch keine richtige Krise. 

Wie meinen Sie das? 
Hier kommt, wie am Anfang gesagt, der analytische Kopf und der Bauch ins Spiel. Schaut man auf die aktuellen Wirtschaftszahlen, sieht die Zukunft sehr solide und positiv aus. Es gibt viele Chancen in allen Industrien, wir reden plötzlich von Fachkräftemangel, zählen die unbesetzten Stellen und nicht mehr die Arbeitslosen und machen auch daraus wieder ein Problem. Doch in anspruchsvollen Zeiten zählt langjährige Erfahrung und unternehmerisches Handeln mehr als in guten Zeiten, doch etwas Glück und eine gute Portion Intuition gehören auch immer dazu. 

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? 
Wir werden als Firma auf jeden Fall weiterwachsen. In «Krisenzeiten» Immobilien zu kaufen war schon immer klug. Es gibt da draussen jede Menge Opportunitäten, die wir jetzt angehen. Den Unterschied zur Konkurrenz kann man immer nur in herausfordernden Zeiten machen. Wir bei Helvetica sind bereit, in einem spannenden Markt weiter smart zu investieren. Damit werden wir unsere Anleger glücklich machen und unsere Position im Markt weiter stärken. 

Was braucht es, um ein erfolgreicher Immobilienunternehmer zu werden? 
Vor allem Geduld, gute Marktkenntnisse, Erfahrung und den Mut, im richtigen Moment zu kaufen und die Immobilien dann langfristig zu halten. Das heisst auch oft die «balls» zu haben, gegen den Strom zu schwimmen und antizyklisch zu handeln. Aber wie immer gehört auch eine gute Portion Intuition dazu. Ich habe lange gebraucht, meinem Bauch zu vertrauen, aber es hat sich immer sehr gelohnt. 

Und was braucht jemand, der sich in der Immobilienwelt etablieren will? 
Zwei Sachen: erstens sind Erfahrung und Leistungsausweis viel wichtiger als theoretische Ausbildungen. Und zweitens muss man sich über den Anlagestil bewusst sein. Bin ich ein Spekulant oder eher ein langfristiger Investor? Die Frage ist, will man den spekulativen, kurzfristigen Gewinn oder eher einen langfristigen Schritt-für Schritt-Weg gehen. Immobilien sind eine langfristige und manchmal auch langweilige Geschichte. Die beste Wertschöpfung kommt vom langfristigen Denken und Handeln. Es braucht also viel Geduld. 

Wie halten Sie sich motiviert? 
Ich lese gerne und viel, halte mich mental und körperlich fit. Dazu gehört auch, dass ich meist mit dem Fahrrad ins Büro fahre. 

In Ihren Büroräumlichkeiten steht an einem Ehrenplatz auch ein Fahrrad, ein Vintage CILO Velo, was hat es damit auf sich?
Es ist ein wichtiger Teil meiner Lebensgeschichte. Dieses Fahrrad symbolisiert für mich den Beginn meiner unternehmerischen Karriere. Manchmal war die Fahrt holprig, manchmal hatte ich Gegenwind, aber ich hatte den Lenker immer fest in der Hand und wusste, wo ich hin wollte. Dieses Fahrrad hat meine Persönlichkeit geschärft.

Würden Sie heute etwas anders machen? 
Ja natürlich, vieles sogar. Zeitweise denke ich, dass ich noch mehr Gas hätte geben können. Vielleicht war ich auch manchmal etwas zu zögerlich und hatte Angst, Fehler zu machen und Leute zu enttäuschen. Aber alle diese Facetten machen mich als Menschen aus, und wahrscheinlich wäre ich dann auch nicht glücklicher geworden als ich es heute bin. (lacht) 

Gibt es im Immobilienbereich noch Neues zu entdecken? 
Logisch, jeden Tag. Die Schweiz wird in 50 Jahren anders aussehen als heute. Es gibt viel Potential. Neugierig zu sein und zu bleiben und immer die Frage des „Warums“ zu stellen, sind wichtige Aspekte des Unternehmertums. Ich hoffe einmal in meinen Schuhen zu sterben, als Unternehmer, auf der Suche nach dem nächsten Immobiliendeal. In dieser Hinsicht ist die Immobilienbranche natürlich perfekt für mich. (lacht) 

Würden Sie es wieder gleich machen? 
Hmmmm. Wahrscheinlich nicht in dieser Form. Es war ein harter Weg und ich stand mehrmals kurz davor, aufzugeben. Es brauchte viele Zufälle, bis ich den Weg in die Finanz- und Immobilienbranche fand. Aber klar ist, ich würde wieder irgendwie als Unternehmer tätig sein wollen. 

Was würden Sie einem Jungunternehmer heute empfehlen? 
Gas geben und auf das eigene Bauchgefühl vertrauen, und nicht auf Theoretiker und Analysten hören. Der Aufbau eines Unternehmens geht immer länger und ist immer schwieriger, als man denkt. Man muss sich leider auf viel Widerstand einstellen, was sehr schade ist. In Amerika wird jeder Startup-Unternehmer für seinen Mut gefeiert. In der Schweiz dagegen wird man so lange skeptisch beobachtet, bis man es „geschafft“ hat und dann hat man plötzlich viele Freunde (lacht). Es braucht Geduld, Mut, viel Kraft, und auch etwas Naivität kann manchmal auch nicht schaden. Nie aufgeben, obwohl es schwierig ist und das machen, was man mit Leidenschaft am liebsten macht. 

Ausbildung oder Erfahrung? 
Eine Ausbildung ist immer eine gute Grundlage, aber die gefahrenen Kilometer zählen mehr. „It‘s all about execution“. Der Film „The Founder“ über die McDonalds Geschichte anzuschauen und das Buch „As a Man Thinketh“ von James Allen zu lesen, ist Pflicht. Mutige Unternehmer können das Buch im Übrigen kostenlos bei mir beziehen. Schauen wir mal, wie viele sich melden. 

Können Sie das Unternehmertum empfehlen? 
Absolut. Die Schweiz wäre nirgends ohne Unternehmer. Den Menschen, die bereit sind Risiken einzugehen und den Schritt ins Ungewisse zu wagen, steht die ganze Welt offen. 

Einfach machen sagen Sie? 
Klar. Man soll einfach ins kalte Wasser springen und erst dann lernen zu schwimmen. Jedoch mit Leidenschaft, Freude und Optimismus. 

Haben Sie Vorbilder? 
Vorbilder nicht, aber Menschen, die mich inspirieren gibt es viele: Steve Jobs und Elon Musk gehören da sicher dazu. 

Ein Tipp zum Schluss? 
MAKE IT HAPPEN! (lacht) 

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